Gegen das Vergessen

Die Bewohner des Dorfes Trujillo im Departamento Valle de Cauca mussten eines der best dokumentierten und bekanntesten Massaker erleben. Mehr als zwanzig Jahre später sind die Mitglieder der Organisation die die überlebenden Opfer vertritt immernoch Drohungen und Attentaten ausgesetzt.

Schwester Martize, Mitbegründerin der Assoziation der Verwandten der Opfer von Trujillo (AFAVIT) besucht das Dorf jeden Monat. Auf Grund der vielen Drohungen die sie und andere Mitglieder der Organisation erhalten haben, muss sie auf internationale Begleitung zurückgreifen um ihrer Arbeit als Menschenrechtsverteidigerin nachgehen zu können.

Einige der Bewohner Trujillos wollen die Vergangenheit lieber ruhen zu lassen, und sich auf das wirtschaftliche Wachstum des Dorfes zu konzentrieren. Ihnen zufolge ist die Aufarbeitung die AFAVIT leistet schlecht für das Image des Dorfes.

Auf Empfehlung der Interamerikanischen Komission für Menschenrechte übergab der kolumbianische Staat 1997 6,3 Hektar Land an AFAVIT zur Konstruktion eines Denkmalparks als symbolische Reparation. Der damalige Präsident Samper erkannte damit die Verantwortung des Staates für die Bluttaten Anfang der neunziger Jahre an.

Die Arbeit von AFAVIT ist ein Beispiel für viele andere Organisationen die an der Aufarbeitung der neueren Geschichte Kolumbiens arbeiten. Mit Pilgerwanderungen, Erinnerungsritualen, der Sammlung und Archivierung von Fällen, und dem juristischen Kampf gegen die Straflosigkeit erhalten sie die Erinnerung am Leben.

Das künstlerische Talent der Mitglieder und Unterstützer ist dabei eine nicht zu unterschätzende Stärke der Organisition, sowohl um die Erinnerung festzuhalten als auch um den Schmerz zu verarbeiten.

Die Kinder un Enkel der Verschwundenen und Ermordeten arbeiten aktiv mit in der Organisation in Jugend- und Kindergruppen.

Der “Pfad der Erinnerung” im Park setzt 17 weiteren Massakern Kolumbiens entlang seines Verlaufs ein Denkmal.

Einige Überlebende übernehmen die Leitung des Parks und erklären in Führungen alle seine Bestandteile. Beeindruckend ist, dass diese Frauen nach Jahren die Stärke finden die schmerzvollen Geschichten ihrer Familien immerwieder zu erzählen.

Maria Ludibia Vanegas ist Vizepräsidentin von AFAVIT. Trotz Drohungen und Angriffen hört sie nicht auf zu erzählen wie achtzehn ihrer Verwandten ermordet oder “verschwundengelassen” wurden. Unter ihnen war ihr achtzehnjähriger Sohn Franklin.

Zu den direkten Opfern des Massakers kommen die, die in dessen Folge unter schweren Depressionen litten, die sie nicht überwinden konnten und so an Unterernährung oder Vernachlässigung starben. Diese zehn Personen sind auf den Grabsteinen mit der Todesursache “pena moral” benannt, was grob übersetzt geistiges Leid heißt.

Amnesty International Niederlande spendete 2002 die Skulptur des kurdischen Künstlers Hosyhar Saade “Internationale Mauer der Liebe” für den Park. Sie repräsentiert die Stärke der Matriarchinnen die die Erinnerungen am Leben erhalten, und enthielt zu Beginn Fenster mit Erinnerungsstücken aus aller Welt. Leider kommt es immerwieder vor das Unbekannte in den Park eindringen, die Denkmäler beschädigen und Graffitti mit Morddrohungen hinterlassen, darum wurden die beschädigten Fenster nach und nach mit Gedenktafeln ersetzt.

Auf dem Gipfel, den Park und das Dorf überblickend steht das Mausoleum des Priesters Tiberio Fernandez Mafla der für seine politische Arbeit mit Bauernkooperativen auf brutale Weise hingerichtet wurde.

Immerwieder zeigen Ludibia, Maritze und die anderen Mitglieder der Organisation uns ihre Dankbarkeit für die Unterstützung die sie von der Internationalen Gemeinschaft erhalten.

Bevor wir das Dorf verlassen besuchen wir noch das Stadtviertel “Tiberio Fernández Mafla”. Eine kleine Straße mit Häusern die als Teil der Reparation für die Opfer gebaut wurden. 34 von 105 Familien die Reparation beantragt haben leben dort dank der unermüdlichen Arbeit von AFAVIT.